Newsletter April
11. April 2022
Newsletter April

Shared Decion Making

Gemeinsame Entscheidungsfindung in der Behandlung von Herzklappenerkrankungen

„Shared Decision Making“ ist ein noch junger Ansatz in der Medizin. Er bedeutet, dass Arzt/Ärztin und Patient ein Team sind. Zusammen entscheiden sie über Diagnosemethoden und Behandlung.

Früher galten Ärzte als „Götter in Weiß“. Ohne Mitsprache ihrer Patienten entschieden sie über die Therapie, die sie für am besten hielten. Das Ergebnis war, dass viele Patienten nicht hinter der empfohlenen Therapie standen und diese zum Teil nicht beachteten, so dass z. B. Medikamente nicht ordnungsgemäß eingenommen haben, weil sie deren Bedeutung für die Behandlung nicht eingesehen haben. Heute ist dieses etwas abgehobene Handeln der Ärzte überholt, da sich das Informationsverhalten der Patienten grundlegend geändert hat. Diese informieren sich immer mehr im Internet über Diagnose und Therapie und können damit besser eine mündige, informierte Entscheidung treffen.

Die neuen ESC/EACTS-Leitlinien zur Behandlung der Herzklappenerkrankung, die 2021 veröffentlicht wurden, haben erstmals das „Shared Decision Making“ in ihre Richtlinien aufgenommen. Hier heißt es, dass „der Patient und seine Angehörigen ausführlich informiert und bei ihrer Entscheidung für die beste Behandlungsoption unterstützt werden sollten.“ Diese Zusammenarbeit hilft dem Patienten, die verschiedenen Behandlungsvorschläge zu verstehen, fundierte Entscheidungen zu treffen, und sich so auf die verschiedenen Facetten seines Gesundheitszustands vorzubereiten.

Bei einer vor kurzem in Österreich und Deutschland durchgeführten Umfrage des Vereins „Meine Herzklappe“ unter Personen mit Herzklappenerkrankung stellte sich heraus, dass nur etwa die Hälfte der Befragten an Gesprächen über unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten beteiligt war.

An der Umsetzung von „Shared Decision Making“ im medizinischen Alltag hapert es leider noch.

Daher hat der Verein „Meine Herzklappe“ als Mitglied des Global Heart Hub an dem Patienten-Leitfaden „Gemeinsame Entscheidungsfindung in der Behandlung von Herzklappenerkrankungen“ mitgewirkt.

Der Leitfaden und seine Kurzversion geben Tipps, wie der Patient an Entscheidungen über seine Behandlung mitwirken kann.

Da viele Menschen mit Herzklappenerkrankung früher oder später einen Klappenersatz oder eine Klappenreparatur benötigen, ist auch eine Checkliste für das Arzt-Patienten-Gespräch Bestandteil des Leitfadens.

Diese Checkliste hilft, sich auf das Gespräch über die Wahl zwischen Herzklappenreparatur und Herzklappenersatz vorzubereiten.

Ein personenzentrierter Ansatz ist nicht nur in der Behandlung von Herzklappenerkrankungen sehr wichtig. Für ein optimales Behandlungsergebnis sollten eine umfassende Aufklärung und Mitbeteiligung des Patienten stets Bestandteil des Therapieprozesses sein, denn Gesundheit ist unser größter Reichtum!

Auf unseren Youtube Kanal haben wir ein kurzes Video zu „Shared Decision Making – Gemeinsame Entscheidungsfindung in der Behandlung von Herzklappenerkrankungen“ gepostet.

European Society of Cardiology (ESC)

European Association for Cardio-Thoracic Surgery (EACTS)

 

 

Veranstaltung in Brüssel am 27. April:

Herzklappenerkrankungen in Europa – Gemeinsam für eine bessere Patientenversorgung

Am 27. April 2022 findet von 15:30 bis 17:30 Uhr ein gemeinsames Seminar zum Thema „Herzklappenerkrankungen in Europa: Gemeinsam für eine bessere Patientenversorgung“ statt, das von Global Heart Hub und MEP Brando Benifei, Co-Vorsitzender der MEP-Herzgruppe, veranstaltet wird.

Diese Veranstaltung bietet Mitgliedern des Europäischen Parlaments (MEPs) und politischen Entscheidungsträgern, Patientenorganisationen, Ärzten und Forschern die Gelegenheit, den „Heart Valve Disease Report: Working Together To Create A Better Journey“ und die darin enthaltenen Empfehlungen zu diskutieren. Der Bericht bietet Entscheidungsträgern eine klare Anleitung, was sie tun können, um die Belastung zu verringern, die Herzklappen-erkrankungen unseren Familien und Gemeinden in den kommenden Jahren auferlegen werden. Wir hoffen, dass es auch als Werkzeug für alle Menschen, die mit dieser Krankheit leben, dienen kann, um sie zu ermutigen, eine optimale Versorgung für sich selbst zu suchen und sich für eine bessere Versorgung anderer einzusetzen.

„Es wird angenommen, dass 13 % der Menschen über 75 in Europa mit einer Herzklappen-erkrankung leben, und es wird erwartet, dass sich diese Zahl bis 2040 verdoppeln und bis 2060 verdreifachen wird Im Hinblick auf Früherkennung, rechtzeitige Behandlung und Zugang zu innovativen Behandlungsoptionen wurde im erforderlichen Maße Priorität eingeräumt. Wir freuen uns, bei dieser besonderen Veranstaltung mit MEP Brando Benifei zusammenzuarbeiten, um das Bewusstsein für die Herausforderungen zu schärfen, denen Menschen mit Herzklappenerkrankungen in Europa gegenüberstehen und um wichtige Empfehlungen für den optimalen Behandlungspfad für Patienten hervorzuheben.“ sagt Neil Johnson, Executive Director des Global Heart Hub.

Zu den bestätigten Hauptrednern zählen Dr. Marta Sitges (Direktorin der Hospital Clinic des Cardiovascular Institute, Universitat de Barcelona) Herr Jens Näumann (Geschäftsführer der Initiative Herzklappe); Dr. Suzanne Wait (Geschäftsführerin der Health Policy Partnership) Prof. Ruggero De Paulis (Direktor der Abteilung für Herzchirurgie, Universität Unicamillus).

Der Global Heart Hub wird diese Veranstaltung auf seinem Twitter Kanal live übertragen!

 

 

Bitte nicht zögern! Bei Beschwerden immer einen Arzt aufsuchen!

Die COVID-19-Pandemie stört weiterhin Teile der Welt und insbesondere die Gesundheitssysteme. Viele Menschen suchen nur langsam medizinische Hilfe und haben Angst, zu ihrem Arzt oder ins Krankenhaus zu gehen. Viele haben wichtige Arzttermine abgesagt. Diese Verzögerungen bei der Suche nach Hilfe und dem Beginn von Behandlungen können lebensbedrohlich sein.

Es ist an der Zeit, Ihre Herzgesundheit vor die Angst vor COVID-19 zu stellen. Wenn Sie mit einer Herzklappenerkrankung leben und neue oder sich verschlechternde Symptome auftreten, wenden Sie sich so schnell wie möglich an Ihren Arzt oder suchen Sie ein Krankenhaus auf.