März Newsletter
10. März 2022
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Gendermedizin- wie weit ist die Medizin männlich?

Anlässlich des gestrigen Weltfrauentags werfen wir einen kurzen Blick auf das Thema Geschlechtergleichheit im Gesundheitswesen.

Der Maßstab vieler medizinischer Studien ist ein 75 Kilo schwerer Mann – bei Frauen werden Krankheiten daher häufig später erkannt und schlechter behandelt.

„Bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen gibt es ausgeprägte Unterschiede zwischen Männern und Frauen“, sagt Professor Dr. Georgios Kararigas, DZHK-Wissenschaftler, der seine Studie an der Charité Berlin durchführte.

Gene in Frauen- und Männerherzen reagieren unterschiedlich auf Herzklappenfehler

Ein Beispiel ist die Aortenklappenstenose. Sie verläuft bei männlichen Patienten schlechter als bei weiblichen. Eine verengte Herzklappe ruft zwar bei beiden Geschlechtern ein ungesundes übermäßiges Herzwachstum hervor, die sogenannte Hypertrophie. Sie beeinträchtigt die Herzfunktion und kann schlimmstenfalls zu einer Herzschwäche führen. Bei Männern laufen dieses Wachstum und die damit verbundenen Umbauprozesse jedoch ungünstiger ab als bei Frauen.

Im Standardartikel vom 6. März „Ungleichgewicht, die Medizin ist männlich“ wird dabei ein Problem besonders hervorgehoben In der Gendermedizin geht es nicht nur um rein körperliche Unterschiede: „Neben der Biologie spielt auch der psychosoziale und soziokulturelle Aspekt eine Rolle“, erklärt Kautzky-Willer. Bei Letzterem gehe es um gesellschaftliche Normen und Fragen wie: Wer hat welche Rolle? Wie ist die Kultur? Wie sind die Aufgaben verteilt, wer hat mehr Stress?“ Manche Eigenschaften werden nach wie vor dem männlichen oder weiblichen Geschlecht zugeschrieben. Bei Frauen ist es akzeptierter, dass sie Schmerzen äußern. Das Jammern gehört in der gesellschaftlichen Wahrnehmung quasi zum Frausein dazu.“

Bei Männern sei das anders: „Ein Indianer kennt keinen Schmerz, hört man dann gerne“, berichtet Kautzky-Willer, was auch Studien zeigen: Frauen werden ängstlicher, Männer risikofreudiger wahrgenommen. „Frauen kommen dadurch letztlich besser mit Schmerzen zurecht, weil sie das traurigerweise gewohnt sind.“ Das führt auch dazu, dass sich Frauen bei Behandlungen häufiger nicht ernst genommen fühlen – bei behandelnden Ärzten weniger als bei Ärztinnen, wie Studien zeigen. Das Resultat: „Frauen leiden ihr ganzes Leben lang öfter und stärker unter Schmerzen als Männer“, beklagt die Expertin.

Noch steht die Gendermedizin am Anfang. Doch ich habe die Hoffnung, dass in naher Zukunft sowohl die Diagnose als auch die Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankung individueller verläuft. Wir sind auf dem richtigen Weg!

 

Was ist eine Mitralinsuffizienz?

 

Das Herz ist die Pumpe unseres Blutkreislaufes. Es pumpt das Blut durch den gesamten Körper und versorgt ihn u.a. mit Nährstoffen und Sauerstoff. Die vier Herzklappen wirken als Ventile und verhindern einen Rückstrom des Blutes in die falsche Richtung. Die Mitralklappe ist das „Einlassventil“ zwischen dem linken Vorhof und der linken Herzkammer.

Die Mitralinsuffizienz ist ein häufiger Herzklappenfehler. Hierbei ist die Mitralklappe  undicht. Daher kommt es teilweise zum Rückfluss des Blutes aus der linken Herzkammer in den linken Vorhof

Ursachen:

Die Mitralinsuffizienz kann angeboren sein. Weitere Ursachen können degenerativ sein mit einem verlängerten oder gerissenen Segel. Auch eine Erweiterung der linken Herzkammer, aufgrund eines Herzinfarkts oder einer Erkrankung des Herzmuskels an sich, kann verhindern, dass das Segel der Klappen richtig schließt. Dadurch arbeitet das Herz härter, um Blut zu bewegen, was zu einem vergrößerten Herzen führt. Auch die Lunge kann durch den Rückfluss des Blutes in die Lunge betroffen sein, was zu einem Lungenödem und damit zu Kurzatmigkeit führt.

Symptome:

Leichte Formen sind häufig ohne symptomfrei. Wenn Sie bei sich Beinödeme, Luftnot, verminderte Belastbarkeit, Thrombosen oder Herzrhythmusstörungem bemerken, suchen Sie bitte Ihren Arzt auf.

Manifestationen:

Vorhofflimmern ist eine Folge eines erweiterten linken Vorhofs, der mit der Zeit nach Mitralklappeninsuffizienz und Stenose auftritt.

Herzinsuffizienz liegt vor, wenn die Herzmuskeln nicht in der Lage sind, ausreichend Blut zu pumpen, um die Zellen ausreichend mit Blut zu versorgen, und eine Behandlung erforderlich ist.

Ein Lungenödem kann durch kongestive Herzinsuffizienz – verminderte Pumpfunktion und Auswurfleistung des linken Herzens – verursacht werden. Das zum Herzen zurückkehrende Blut wird zurückgestaut, was zu einer Stauung im Körpergewebe führt. Dieser Rückstau in den Blutgefäßen kann dazu führen, dass Flüssigkeit in die Lufträume (Alveolen) der Lunge gedrückt wird, was die Lungenkapazität verringert und Kurzatmigkeit verursacht.

Herzkachexie ist ein Gewichtsverlust, der durch eine Herzerkrankung verursacht wird, die lebensbedrohlich sein kann. Herzinsuffizienz kann dazu führen, dass Blut in die Leber und den Darm strömt, was zu Übelkeit und vermindertem Appetit führen kann.

Behandlung

Leichte Formen müssen nicht behandelt, jedoch vom Kardiologen engmaschig kontrolliert werden. Bei schweren Varianten ist eine Operation zur Wiederherstellung oder zum Ersatz der Mitralklappe ein notwendiges und gängiges Verfahren.

 

Gemeinsame Entscheidungsfindung in der Behandlung

Die neuen ESC-Richtlinien für die Behandlung von Herzklappenerkrankungen

Der Global Heart Hub hat in Zusammenarbeit mit The Health Policy Partnership und einem Beirat, u.a. unserem Verein, einen Patientenleitfaden zur gemeinsamen Entscheidungsfindung für Menschen mit Herzklappenerkrankungen veröffentlicht.

In Anlehnung an die neuesten ESC/EACTS-Leitlinien für das Management von Herzklappenerkrankungen zielt dieser Leitfaden darauf ab, Menschen mit Herzklappenerkrankungen bei der Teilnahme an der Entscheidungsfindung über ihre Behandlung zu unterstützen und ihre Ziele und Behandlungspräferenzen gegenüber ihrem Behandlungsteam zu äußern.

Die gemeinsame Entscheidungsfindung bei Herzklappenerkrankungen hat nachweislich Vorteile. Es hat sich gezeigt, dass sie die Patientenzufriedenheit, die Lebensqualität und andere für den Einzelnen bedeutsame Ergebnisse verbessert, aber zu oft findet sie leider (noch) nicht statt.

Lesen Sie hier den gesamten Patientenleitfaden, hier die Kurzversion und hier die Checkliste für die gemeinsame Entscheidungsfindung

Ihre

Katja Teichert