03. März 2021 | Andreas (46)
Zurück zur Normalität

Bei der Musterung wurde bei Andreas eine bikuspide Aortenklappe festgestellt. Lange Zeit war er symptomfrei, doch mit Mitte 40 musste er dann doch operiert werden.

 

„Mit 18 hatte ich meine Musterung beim Bundesheer. Ich fühlte mich topfit, spielte Fußball und ging regelmäßig Laufen. Umso verblüffter war ich, als mir der Heeresarzt sagte, dass ich untauglich bin und weitere Untersuchungen beim Kardiologen machen muss.

Bei mir wurden verschiedene Untersuchungen durchgeführt, Belastungs-EKG, Echokardiografie. Dann stand meine Diagnose fest: bikuspide Aortenklappe mit leichter Aortenstenose. Der Arzt sagte mir, dass ich weiterleben kann wie zuvor, aber einmal im Jahr zur Kontrolluntersuchung kommen soll.

Ich studierte, begann zu arbeiten und gründete eine Familie. Ich ging regelmäßig ins Fitnesss-Studio und fühlte mich stark und unbesiegbar.

Mit Mitte 40 verschlechterte sich ziemlich plötzlich mein Zustand. Im Fitness-Studio kippte ich fast um. Zwei Tage später beim Kardiologen sagte dieser, dass meine Aortenstenose nun operiert werden muss. Wir entschieden uns für eine mechanische Herzklappe, da ich noch jung war und mein Gesundheitszustand ansonsten gut. Der Eingriff sollte schon in drei Wochen stattfinden.

Erst mit dem Termin wurde meine Krankheit real für mich. Zum ersten Mal in meinem Leben musste ich mich mit dem Tod auseinandersetzen und war zutiefst erschüttert. Mit meiner Frau konnte ich nicht darüber sprechen, ich war wie stumm. Ich verbrachte die Wochen vor der OP damit, meine Papiere in Ordnung zu bringen und ein Testament zu schreiben. Die Ärzte versicherten mir, dass meine Prognose sehr gut sei, doch ich war wie in Trance vor Angst. Was sollte aus meiner Frau und meinen Kindern werden, wenn ich die OP nicht überlebe? Ich wollte noch nicht sterben!

Als ich nach der Operation aufwachte, dachte ich, jetzt kann ich endlich mein altes Leben wieder aufnehmen. Meine Ärzte sagten mir, dass ich schnell wieder fit sein würde. Nach einer Woche Krankenhaus, war ich noch vier Wochen in der Reha. Ich freute mich auf zu Hause, meine Frau und meine Kinder und darauf, wieder arbeiten zu gehen.

Schon während der Reha hatte ich häufig keine Lust, an den Übungen und Kursen teilzunehmen. Ich dachte mir nichts dabei. Doch zu Hause wurde es schlimmer. Es gab Tage, da fühlte ich mich so schlapp, dass ich nicht aufstehen konnte. Da meine Werte gut waren, tippte mein Kardiologe auf Depressionen. Davon wollte ich nichts hören, ich war noch nie in meinem Leben depressiv, das passte einfach nicht zu mir. Widerstrebend ließ ich mich dann doch von meiner Frau überreden, einen Termin bei einem Psychologen auszumachen.

Heute geht es mir gut. Ich weiß jetzt, dass eine posttraumatische Belastungsstörung nach einer solchen Operation nichts Ungewöhnliches ist. Die depressiven Verstimmungen werden seltener und Erschöpfungszustände habe ich kaum noch. Und wenn sie kommen, habe ich Übungen gelernt, wie ich damit umgehen kann. Mir hilft Yoga sehr. Aber das muss jeder für sich selbst herausfinden, welcher Übung ihm hilft.

Ich kann jedem nur empfehlen, sich nach einer Operation am offenen Herzen, wenn man spürt, dass man die OP mental nicht gut weggesteckt hat, sich psychologische Hilfe zu suchen. Dann geht es einem selbst viel schneller besser und auch die Familie wird entlastet.“

 

(Der Patient möchte anonym bleiben, deshalb benutzt der Verein hier ein Stockphoto.)

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