Herbst-Newsletter
28. Oktober 2022
Herbst-Newsletter

Dieter, 58 Jahre, erzählt von seinem Behandlungsweg:

Ich bin herzoperiert, nicht krank

Bereits seit seiner Jugend weiß Dieter, dass er einen angeborenen Mitralklappenprolaps sowie das WPW-Syndrom hat. Bei seiner Mitralklappe wölbte sich das Klappensegel in den linken Vorhof hinein, was ihm in jungen Jahren keinerlei Beschwerden verursachte. Das WPW – Syndrom, eine zusätzliche Erregungsleitung zwischen den Vorhöfen und Herzkammern spürte er dagegen sehr wohl. Häufig litt er unter Herzrasen. Seine Familie nahm seine Symptome nicht besonders ernst, wahrscheinlich auch, weil sein behinderter älterer Bruder viel Aufmerksamkeit benötigte.

Trotz Erkrankung führte Dieter ein fast normales Leben. Er studierte, fing an zu arbeiten, gründete eine Familie. Täglich trainierte er 30 min auf seinem Hometrainer, doch manches war ihm verwehrt. Aufregung und psychischer Stress lösten bei Dieter Herzrhythmusstörungen aus. Sobald es hektisch wurde, kam sein Herz aus dem Rhythmus und er musste seine Notfalltabletten einnehmen. Auf Fernreisen, den Traum vom Fallschirmsprung sowie auf Vorträge in seinem beruflichen Umfeld musste er daher verzichten.

Mit Anfang 50 ging es Dieter rapide schlechter. 2018 teilte ihm seine langjährige Kardiologin mit, dass es nun Zeit ist, die Mitralklappe und auch die Trikuspidalklappe, beide mittel – bis hochgradig erkrankt, zu reparieren. Dieter wurde von seiner Kardiologin zum Herzultraschall ins Kaiser-Franz-Josef Spital geschickt.

Jetzt, wo die Operation in greifbarer Nähe war, begann sich Dieter intensiv mit seiner Krankheit und der Behandlung, der Herzklappen-OP, auseinanderzusetzen. Mit einem Psychotherapeuten arbeitete er seine Ängste vor der Herz-OP auf. Zudem informierte er sich über Herzchirurgen und fragte auch seinen Cousin, einen Anästhesisten, der im AKH arbeitet, um Rat. Dieser empfahl ihm Prof. Wisser, Herzchirurg im AKH. Bei der OP-Besprechung in der Privatordination sagte ihm Prof. Wisser, dass er versuchen würde, beide Klappen minimal invasiv zu reparieren.

Kurz vor Pfingsten 2019 war der OP-Termin angesetzt. Dieter wurde abends auf die OP vorbereitet – doch am nächsten Morgen wurde diese abgesagt – Personalmangel. Ganze 14 Tage stand Dieter insgesamt auf Stand-by, abends OP-Vorbereitung, morgens OP-Absage. Nur über die Pfingstfeiertage konnte er nach Hause. „Diese tägliche Ungewissheit, gepaart mit meiner Angst vor der Herzoperation, waren ein Horror!“

Die OP selbst verlief dann optimal. Minimal invasiv reparierte Prof. Wisser Mitralklappe und Trikuspidalklappe. Die Mitralklappe wurde mit der Anulopolastik rekonstruiert, bei der ein „Reparaturring“ eingesetzt wird, damit die erhaltene Mitralklappe wieder besser schließt. Zudem wurden die Sehnenfäden der Mitralklappe durch künstliche Fäden ergänzt.

Der Einschnitt unter der Brustwarze ist kaum zu sehen. „Prof. Wisser, sein Team und die Intensivschwestern waren spitzenmäßig!“

Nach der OP entwickelte sich bei Dieter Vorhofflimmern, das mit einer medikamentösen Schmerz- und Rhythmustherapie behandelt wurde. Nach 10 Tagen wurde er nach Hause entlassen.

Nach der Entlassung litt Dieter noch immer unter intermittierendem Vorhofflimmern, leider unerkannt. Erst in der REHA, die Dieter 10 Tage später antrat, wurde dies behandelt – leider nicht optimal. Nach der REHA musste Dieter noch einmal in die kardiologische Ambulanz. Dort wurde sein Vorhofflimmern mit elektrischer Kardioversion behandelt. Da Dieter vor der OP nicht unter Vorhofflimmern litt, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass er kein Vorhofflimmern mehr bekommt.

Zweieinhalb Monate nach seiner OP ging Dieter wieder arbeiten, dies war beruflich nicht anders möglich. In dieser Zeit litt er noch stark an Albträumen, die mit seiner Herz-Operation begangen. Erst nach 3 Jahren flachte sein posttraumatische Belastungsstörung ab.

„Es war ein super harter Weg. Er kostete viel Substanz, nicht nur beruflich. Man merkt zudem erst nachher, wieviel die Leistungsfähigkeit bereits nachgelassen hatte.

Heute fühle ich mich anders, viel besser. Ich spüre mein Herz nicht mehr, nicht mehr die einzelnen Herzschläge. Ich bin „herzrobuster“ geworden. Jetzt macht mein Herz alles mit. Das fühlt sich unheimlich gut an! Ich kann Vorträge halten und vielleicht wage ich bald einen Fallschirmsprung!

Das Einzige, was mir von der OP geblieben ist, ist meine Wetterfühligkeit. Mein Herz spürt jeden Wetterumschwung, so wie man es auch von tiefen Narben kennt.“

 

Gute Gespräche und viele Infos auf der Seniorenmesse „Lebenslust“

Schön war die Seniorenmesse Lebenslust in Wien. In vielen Gesprächen konnten wir an unserem Infostand über Herzklappenerkrankungen aufklären und Herzklappenpatienten wichtige Informationen geben. Besonders gefreut hat uns auch der Besuch von Wiens Altbürgermeister Dr. Michael Häupl! Wir haben auch viele neue Inspirationen bekommen, welches Infomaterial wir als nächstes produzieren sollten. Infofolder über Aortenklappeninsuffizienz, Trikuspidalinsuffizienz und „Wie messe ich richtig Blutdruck“ werden wir auf jeden Fall nächstes Jahr mit dabeihaben.

Fehlen noch weitere Infofolder? Wir freuen uns über Anregungen!

 

Die Vorträge von Dr. Carolina Donà am Donnerstag und Dr. Gregor Heitzinger, beide Medizinische Universität Wien waren sehr gut besucht, und der Stethoskop-Check von Frau Dr. Donà und die Fragerunde an Dr. Heitzinger im Anschluss daran wurden sehr gut angenommen. Ein herzliches Danke an die beiden Kardiologen!

Wer die Vorträge verpasst hat, kann sie ab sofort auf unserem Youtube Kanal Meine Herzklappe ansehen“

Auf sehr großes Interesse bei all unseren Messebesuchern sind Folder und Postkarte zum Thema „Shared Decision Making – Der Weg zum aktiven Patienten“ gestoßen. Patient:innen sind immer mehr bereit, Verantwortung für ihre Erkrankung zu übernehmen, sich zu informieren und einen aktiven Part bei der gemeinsamen Entscheidungsfindung mit dem Arzt zu übernehmen.

Nächstes Wochenende, vom 4.-6. November sind wir mit unserem Infostand auf der Messe „Gesund und Wellness“ in Tulln. Wir freuen uns auf Euren Besuch und zahlreiche Gespräche!

 

„Cardiolotse“ – ein Projekt der AOK Nordost

Herzkranke müssen dank „Cardiolotse“ seltener ins Krankenhaus

Ein wichtiges, hochinteressantes Projekt aus Deutschland, ein echter Gewinn für Herzpatienten!

Die Cardiolotsen stehen Herzkranken sowie deren ärztlich und therapeutisch Behandelnden als zusätzliche Ansprechpartner zur Verfügung. Ihre zentrale Aufgabe ist es, die Patientinnen und Patienten persönlich und verständlich in allen Belangen und zu allen Fragen rund um ihre Erkrankung aufzuklären und zu beraten. Darüber hinaus sind die Cardiolotsen seit Jahren ein koordinierendes Bindeglied für Patientinnen und Patienten mit einer Herzerkrankung, wenn sie von der stationären in die ambulante Versorgung wechseln.

Nicht alle Patientinnen und Patienten finden sich im „Dschungel“ des umfangreichen und hochqualitativen ambulanten Behandlungsangebotes gleichermaßen zurecht, oder sie fühlen sich schnell davon überfordert. Hier setzen die Cardiolotsen an: Der Erstkontakt zu den Patientinnen und Patienten erfolgt bereits am Krankenhausbett. So lernen sich beide rasch persönlich kennen und zum Cardiolotsen entsteht ein enges Vertrauensverhältnis. Nach der Entlassung melden sich die Cardiolotsen ein Jahr lang in regelmäßigen Abständen telefonisch bei den Patientinnen und Patienten, um sich nach ihrem Befinden zu erkundigen und die empfohlene Nachsorge sicherzustellen.

So wird beispielsweise in Abstimmung mit den behandelnden Ärztinnen und Ärzten die Einbindung in geeignete Versorgungsangebote wie Reha-Sport, Nikotinentwöhnung, Diätberatung und Disease-Management-Programme der AOK Nordost mit koordinierten Gesundheitsvorsorgemaßnahmen geprüft. Cardiolotsen unterstützen aber auch bei der Koordination von Terminen für ärztliche Kontrolluntersuchungen, bei der regelmäßigen und richtigen Einnahme der Medikamente sowie bei der Suche nach Herzsportgruppen. Die Betreuung durch einen Cardiolotsen geht damit weit über das bisherige Entlassmanagement hinaus.

Das Team um Prof. Dr. Leonie Sundmacher von der TU München hat den Nutzen im Projekt „Cardiolotse“ für die Patientinnen und Patienten untersucht. Das Ergebnis: Die Zufriedenheit der Patientinnen und Patienten mit einem Cardiolotsen war bereits bei einer Befragung nach drei Monaten hoch und konnte nach 12 Monaten nochmals deutlich gesteigert werden.

Darüber hinaus konnten durch die intensive Betreuung von Cardiolotsen mehrere tausend Euro bei den Kosten im Krankenhaus eingespart werden, da für einige Patientinnen und Patienten eine Wiederaufnahme ins Krankenhaus vermieden werden konnte.

Auch Österreichs Herzpatienten würden von Cardiolotsen profitieren. Deshalb werden wir als Verein dieses Thema Österreichs Stakeholdern nahebringen, denn Cardiolotsen können ein wichtiger Schritt zu einer individuellen und zielgerichteten, qualitativ hochwertigen Behandlung sein!

 

Einen wunderschönen Herbst wünscht

Katja Teichert,

COO Meine Herzklappe